Hertha BSC: Sascha Burchert, Christian Lell, Roman Hubnik, Andre Mijatovic, Levan Kobiashvilli, Fabian Lustenberger, Raffael, Nikita Rukavytsya, Ronny, Pierre Lasogga, Adrian Ramos; Trainer: Markus Babbel
Eingewechselt: 72. Nico Schulz für Nikita Rukavytsya, 81. Marvin Knoll für Fabian Lustenberger, 89. Andreas Neuendorf für Ronny
Kader: Richard Strebinger, Kaka, Rob Friend, Marco Djuricin
FC Erzgebirge Aue: Martin Männel - Pierre Le Beau, Adli Lachheb, Tomasz Kos, René Klingbeil - Kevin Schlitte, Marc Hensel, Skerdilaid Curri, Oliver Schröder, Jan Hochscheidt - Enrico Kern; Trainer: Rico Schmitt
Eingewechselt: 46. Alban Ramaj für Skerdilaid Curri, 46. Tobias Kempe für Kevin Schlitte, 67. Sebastian Glasner für Adli Lachheb
Kader: Stephan Flauder, Thomas Birk, Jörn Wemmer, Robert Strauß
Tore: 1:0 Levan Kobiashvilli (Linksschuß, 37.); 2:0 Pierre Lasogga (Rechtsschuß, 65. / Nikita Rukavytsya)
Schiedsrichter: Thorsten Kinhöfer (Herne)
Zuschauer: 45892
Gelbe Karte: Levan Kobiashvilli, Fabian Lustenberger / Martin Männel, Adli Lachheb (4.), Kevin Schlitte, Marc Hensel (5., gesperrt), Jan Hochscheidt (2.)
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Vorbericht - Rückrundenspiel - Fotos vom Spiel
Spielbericht: Das "Spiel des Jahres" ist vorbei und es ging am Ende auch verdient an den Gastgeber Hertha BSC. Zwar hatte sich das Team von Rico Schmitt viel vorgenommen, doch fehlte schlussendlich die Durchschlagskraft im gegnerischen Strafraum. "Da hätten wir mehr machen müssen. Deshalb brauchen wir uns nicht beschweren, dass wir verloren haben", war Mittelfeldspieler und Ex-Herthaner Oliver Schröder fühlbar enttäuscht. Angreifer Enrico Kern fand die Niederlage nicht nur wegen der verlorenen Tabellenführung schade. Der Ex-Rostocker dachte auch an die etwa 10.000 Aue-Anhänger im Olympiastadion. "Die Unterstützung war phänomenal. Leider konnten wir das nicht mit Punkten zurückzahlen." Dabei wäre es wieder an der Zeit gewesen, etwas für das Ziel Klassenerhalt zu tun. Die Ausbeute aus den vergangenen drei Spielen ist mit 1:8 Toren und nur einem Zähler äußerst bedenklich. Zum dritten Mal in dieser Saison blieb der FC Erzgebirge ohne eigenen Treffer, zum dritten Mal in Folge ohne Sieg. Logische Konsequenz: Nach drei Wochen im lila-weißen Rausch sind die Veilchen die Tabellenführung los.
Hertha hat sich dagegen im Aufstiegskampf zurückgemeldet: Nach drei Pleiten nacheinander bejubelten die Berliner endlich wieder einen Dreier. Der von den Medien hochgelobte Aufstiegsanwärter spuckt daher wieder große Töne. Allerdings scheint man schon in der Zweiten Liga mit den Einlasskontrollen und dem Ansturm der gut 10.000 Auer Schlachtenbummler überfordert. Erst eine anderthalbe Stunde vor Spielbeginn öffneten die Stadiontore, ganze Sieben an der Zahl. Dabei müsste auch bis zu den Hertha-Verantwortlichen die Nachricht der gallischen Völkerwanderung vorgedrungen sein. Nach ganzem körperlichen Einsatz und zwei weiteren Kontrollen im Stadionring war der strapazierte Fan endlich im Block angelangt. Und als beim Einlaufen aus Tausenden Kehlen das Steigerlied ertönte, bekam der letzte Zuschauer im Olympiastadion mit lila-weißem Herzen eine Gänsehaut und die gut 1.200 Fans vor den Toren wegen der unzureichend durchdachten Gastfreundschaft einen dicken Hals.
Leider verschob sich die Anspielzeit nur um vier Minuten. Aber nicht wegen dem Gästefan-Ansturm, sondern bevor das erste Auer Pflichtspiel gegen die Blau-Weißen von Schiedsrichter Thorsten Kinhöfer angepfiffen wurde, hielten Spieler, Trainer und auch die Angehörigen beider Fanlager inne. Es galt Abschied zu nehmen von Berlins Ex-Präsident Wolfgang Holst, der Freitag im Alter von 88 Jahren verstorben war. Keine zwei Minuten nach der Andacht sorgte Ronny mit einer Schwalbe im Strafraum für weitere negative Begleiterscheinungen der Spitzenpartie, welche sich im Anschluss entsprechend des Tabellenstands auf Augenhöhe entwickelte - zunächst mit den besseren Chancen für den BerlinerSportClub: So hämmerte Raffael 20 Meter zentral vor der Kiste von Martin Männel stehend nur paar Zentimeterchen neben den rechten Pfosten vorbei (7.).
Die Veilchen standen recht tief, lauerten aber auf Konter, ein sehr probates Mittel. So luchste Jan Hochscheidt in der 20. Minute Ex-Schalker Kobiashvili, der sich hierbei mit einem Gelb geahndeten Foulspiel revanchierte, den Ball ab und schickte Kevin Schlitte über die rechte Außenbahn auf Reisen. Kurz vor der Grundlinie flankte er in den Fünfer, wo Enrico Kern zum Kopfball hochstieg. Leider traf er nicht das Tor sondern nur den Kopf von Innenverteidiger Hubnik. Zehn Minuten später kam der FC Erzgebirge erneut durch einen schnellen Konter in Strafraumnähe: Jan Hochscheidt profitierte von einem Ausrutschen des Berliner Kapitäns Mijatovic, vertändelte aber dann die Pille an der 16er-Grenze. Schade, denn wie der Spielverlauf mit einer frühzeitigen Auer Führung gelaufen wäre, bleibt leider unbeantwortet.
So folgte der "Knackpunkt des Spiels" auf dem Weg zu "einem verdienten Sieg für Hertha", meinte Trainer Rico Schmitt. Zunächst rettete Pierre Le Beau einen Ramos-Schuss aus Nahdistanz zur Ecke. Nach deren Ausführung hatte Innenverteidiger Adli Lachheb seinen Gegenpart Lasogga im Stile eines Freistilringers zu Boden gezogen. Der in vielen anderen Phasen sehr fragwürdig leitende Schiedsrichter Kinhöfer hatte freie Sicht, zeigte dem Tunesier Gelb und außerdem auf den Elfmeterpunkt. Der Tunesier selbst gab geknickt zu: "Ein dämliches Foul. Er rennt vor mir und ich halte ihn, das war schlecht von mir. Wenn der Schiedsrichter es sieht, muss er den Elfer geben. Klare Sache!" Klar auch die Situation für Kobiashvili, der mit dem mittigen Verwandeln dieser Möglichkeit die 328 Minuten andauernde Torflaute bei den Berlinern beendete.
"Wenn Hertha ein Tor schießt, werden sie sicherer", wusste auch René Klingbeil, der für den gelbgesperrten Fabian Müller auf der linken Abwehrseite agierte. "Danach haben wir den Faden verloren", hatte auch Rico Schmitt beobachtet. Trotzdem kam sein Team in der Nachspielzeit der ersten Hälfte zu einer weiteren guten Möglichkeit den Rückstand zu egalisieren. Skerdilaid Curri zirkelte einen Freistoß aus dem linken Halbfeld scharf vor das Tor von Ersatzkeeper Burchert. Adli Lachheb entwischte Kobiashvili am langen Pfosten und verpasste die Kugel um Zentimeter. Die Pille hätte er nur noch reindrücken müssen. Reingedrückt hatte auch zuvor Ronny seine Hand ins Gesicht von Jan Hochscheidt. Der Referee hatte diese Tätlichkeit angeblich nicht gesehen, ahndete aber gleich im Anschluss Kevin Schlittes Revanchefoul gegen Kobiashvili mit Gelb. Es war zugleich die letzte Aktion für Schlitte, der mit einem Bandscheibenvorfall gleich in der Kabine blieb.
Skerdilaid Curri musste ebenfalls draußen bleiben. Tobias Kempe und Alban Ramaj sollten dafür neuen Schwung bringen. Nach der Umstellung spielte Aue weiter mutig mit und hatte durch René Klingbeils Distanzschuss (47.) eine erste Halbchance. In der 54. Minute kam Enrico Kern, nach einer Hereingabe von laufstarken Tobias Kempe, kurz vorm Fünfer mit dem Schädel an den Ball, scheiterte aber mit zu wenig Druck an Burchert. Es ging recht munter rauf und runter, mit leichten Vorteilen für die Hausherren. Nach einer erneuten ungeahnten Tätlichkeit gegen Sparringspartner Jan Hochscheidt - Ronnys Bruder Raffael hatte sich laut offizieller Hertha-Homepage mit der Hand im Gesicht des Gegenspielers nur Luft verschafft - kam der Ball zu Rukavytsya, der vom rechten Strafraumeck mit einem Schlenzer Martin Männel prüfte (61.). Beim Volleyschuss von Mijatovic zwei Minuten später brauchte der Auer Schlussmann aber nicht eingreifen.
Somit blieben die Veilchen (noch) im Spiel, bis, ja bis Lasogga (65.) das 2:0 und die Vorentscheidung markierte. Der kurz darauf ausgewechselte, diesmal unglücklich agierende Adli Lachheb hing auch beim zweiten Gegentreffer mit drin, als er das Abseits einen Schritt zu spät stellte - Rukavytsya hatte hierbei auf Lasogga durchgesteckt, der frei vor Martin Männel vollendete. "In der zweiten Halbzeit haben wir aufgemacht und uns einen Konter eingefangen", kommentierte Kapitän Tomasz Kos die vorentscheidende Szene. Die Auer mühten sich danach weiter, jedoch fehlten ihnen, trotz Sebastian Glasner als weitere Offensivkraft, die Mittel, um die jetzt clever agierenden Hausherren ernsthaft zu gefährden. Eine recht typische Szene für die zweite Hälfte war Pierre Le Beaus Vorstoß über rechts, mit Pass auf Enrico Kern in 16er-Nähe. Aber der Erzgebirger Gung hatte keine Anspielstation und musste das Tempo verzögern - Chance vertan. Aue war gewollt, sich nicht kampflos zu ergeben, aber es lief nicht allzu viel zusammen. So fanden der Weitschuss aus 20 Metern Entfernung von Tobias Kempe (77.) und Sebastian Glasners wuchtiger Kopfball (82.) nahe des Elfmeterpunktes nicht ihr Ziel. Anerkennung für diese Moral gab es dennoch vom Trainer: "Kompliment an meine Mannschaft, die sich auch nach dem 0.2 Rückstand nicht aufgaben und mit erhobenen Hauptes den Rasen verließen." Berlin gewann verdient mit 2:0 und für den FC Erzgebirge hängen die Trauben wieder höher.
Am Freitag empfangen die Auer zum Jahresabschluss den FSV Frankfurt - ohne Marc Hensel. Der Mittelfeldspieler kassierte die 5. Gelbe Karte und gibt zu: "Ich bin irgendwie auch froh, dass wir jetzt von der Tabellenspitze runter sind und uns auf ein normales Leben konzentrieren können. Wir müssen aufhören, uns für die geholten Punkte zu feiern und feiern zu lassen. 30 Zähler hatten wir bereits vor mehr als drei Wochen. Es kam nur ein Punkt hinzu. Es fehlt einfach das Feuerwerk." Na dann. (arn)
weitere Spielberichte |
Heimmannschaft |
Spieldaten |
Gastmannschaft |
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10 |
Ecken |
3 |
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14 |
Fouls |
22 |
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2 |
Abseits |
4 |
|
57.4% |
Ballbesitz |
42.6% |
|
21 |
Torschüsse |
5 |
|
88 |
Zweikämpfe |
88 |
|
57% |
- davon gewonnen |
43% |
|
23 |
lange Bälle |
26 |
|
18 |
- davon nicht angekommen |
21 |
|
2 |
Gelbe Karten |
5 |
|
0 |
Gelb-Rote Karten |
0 |
|
0 |
Rote Karten |
0 |
|
|