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3. Liga 2008/09

Spielbericht

5. Spieltag - Samstag, 30.08.2008 - 14:00

FC Erzgebirge Aue - SC Paderborn 07 0:2 (0:1)

FC Erzgebirge Aue: Martin Männel - René Klingbeil, Tomasz Kos, Thomas Paulus, Fabian Müller - Steve Müller, Benjamin Baltes, Daniyel Cimen, Arne Feick - Sebastian Glasner, Marc Hensel; Trainer: Heiko Weber

Eingewechselt: 46. Mohammed El Berkani für Benjamin Baltes, 65. Kenny Schmidt für Steve Müller, 75. Markus Müller für Mohammed El Berkani

Kader: Stephan Flauder, Ronny Liebold, Pierre Le Beau, Jan Hochscheidt

SC Paderborn 07: Kasper Jensen, Sören Gonther, Matthias Holst, Florian Mohr, David Krecidlo, Markus Krösche, Jens Wemmer, Enis Alushi, Björn Lindemann, Sercan Güvenisik, Jovan Damjanovic; Trainer: Pavel Dotchev

Eingewechselt: 68. Rolf-Christel Guié-Mien für Enis Alushi, 85. Frank Löning für Jovan Damjanovic, 89. Toni Wachsmuth für Sercan Güvenisik

Kader: Sebastian Lange, Sören Halfar, Karsten Fischer, Sören Brandy

Tore: 0:1 Jens Wemmer (Rechtsschuss, 9. / Jovan Damjanovic); 0:2 Jovan Damjanovic (Rechtsschuss, 83.)

Schiedsrichter: Norbert Grudzinski (Hamburg)

Zuschauer: 7300

Gelbe Karte: Thomas Paulus (2.), Sebastian Glasner, Arne Feick (2.) / David Krecidlo, Jovan Damjanovic

 
 
     
   
     
     
     
     
     
     
     
 

Vorbericht - Rückrundenspiel - Fotos vom Spiel

Spielbericht: Was hat ein Blinder und der FC Erzgebirge Aue nicht. Richtig, drei Punkte. Eigentlich könnte man drüber lachen, doch wie es derzeit im Erzgebirge aussieht, treibt einem das böse Schaudern ins Gesicht. Fünf Spiele schon warten die Veilchen auf den ersten Sieg und zudem auf das erste Tor vor heimischer Kulisse, in der es nun auch noch anfängt zu rumoren. Kenny Schmidt musste sich deshalb nach dem Spiel nicht nur verbal mit den Kritikern auseinandersetzen, sondern bekam den Denkzettel mit einer Bierdusche serviert. Die Alarmglocken läuten mehr denn je. Auch 'Weber raus' schallte des Öfteren von den Rängen. Für diese Rufe hatte der Teammanager nur wenig übrig und spottete: "Hier kaufen Sponsoren Spieler und die Zuschauer stellen die Mannschaft auf."

Dabei wollte der 'Lautsprecher' sowie seine niedergeschlagenen Spunde nun durch eine härtere Gangart überzeugen und mit mehr Aggressivität in die Partie gehen. Doch bereits nach neun Minuten schien dieser 'Plan' nicht aufzugehen. Erstens hatte Schiedsrichter Norbert Grudzinski aus Hamburg nichts übrig für körperbetontes Spiel und zweitens nutzte die gegenüber der Vorwoche unveränderte Paderborner Elf die steigende Verunsicherung in den Auer Reihen eiskalt aus. Nach einem Pass von Damjanovic marschierte Wemmer allein auf Torhüter Martin Männel zu, der zu allem Überfluss auch noch getunnelt wurde. "Drin war er und fertig", schilderte Wemmer sein Tor-Debüt. Doch dass er dazu eine Einladung zum Toreschießen von der Auer Hintermannschaft bekommen hatte, verschwieg der Schütze. Thomas Paulus war in dieser Szene nicht Herr seiner Gebeine und versuchte mit einem Scherenschlag die Sache zu klären. Allerdings misslang die akrobatische Einlage dermaßen, dass das Unheil seinen erwarteten Lauf nahm. "Nach 10 Minuten machen wir den gleichen Fehler wie in den letzten Wochen: Wir dribbeln und geben unserem Gegner leichtfertig den Ball", ärgerte sich Heiko Weber, der mit René Klingbeil die Abwehr stabilisieren wollte, dies aber beim frühen Gegentor bezeichnenderweise ein Satz mit 'X' bedeutete.
Eine wahre Katastrophe bahnte sich an. 7.300 Zuschauer trauten teilweise ihren Augen nicht, wie schwach sich das lila-weiße Team präsentierte. Während man in den ersten Saisonpartien über weite Strecken fußballerisch durchaus zu überzeugen wusste, blieben die Veilchen gegen Paderborn fast alles schuldig. Die Leistungskurve zeigt stark nach unten, statt wie von allen erhofft aufwärts. Auch hat man gesehen, dass die Nachhut ebenfalls unter dem Level der dritten Liga wurzelt. So gab es bei Steve Müller und Benjamin Baltes, die für die angeschlagenen Skerdilaid Curri und Jan Hochscheidt in der Startelf standen, zweifellos Defizite in der Spielanlage. Zweikämpfe wurde nicht angenommen, ein ideenreiches Mittelfeld suchte man vergebens, alles irgendwie hilf- und konzeptlos das Ganze. Raus aus der Lethargie wollte Daniyel Cimen in der 24. Minute, als er aus 25 Meter Torentfernung kurzerhand zum Schuss ansetze. Der wohl chancenlose SCP-Keeper Jensen durfte sich bei der Querlatte bedanken und bei Benjamin Baltes, der den Aluminium-Rückpraller kläglich in die auffangbereiten Arme des Schlussmannes bugsierte. Was für Chancen brauchen wir noch? Zur Pause gab es deshalb vorwiegend hilflose Gesichter...nicht nur an den Bierständen. Auch Teammanager Heiko Weber schien verzweifelt, wie sehr, zeigte sich im taktischen Verlauf der zweiten Halbzeit.
Mit Wiederbeginn brachte er Mohamed El Berkani ins Spiel, der dann aber nur eine halbe Stunde auf dem Feld stand. Bis dahin agierte Aue mit starkem offensivem Fußball. Leider aber nicht mit erfolgreichem Ausgang. So vergab erst Daniyel Cimen seine zweite gute Chance, als er in der 53. Minute freistehend im 16-Meter-Raum zum Schuss kam und seinen Meister in Torhüter Jensen fand, dann hämmerte Arne Feick eine Volleyabnahme mit links am Kasten der Gäste vorbei (63.) und im Folgenden zielte der zwölf Meter vor dem Tor freistehende Mohamed El Berkani kurz vor seiner Auswechslung nur wenige Zentimeter neben das Paderborner Gehäuse (73.). "Er kam irgendwie nicht ins Spiel. Die Auswechslung war sicher keine schöne Sache für ihn. Aber das gehört im Fußball dazu. Er wird es schon überleben", meinte Heiko Weber nun etwas relativierend, da seine Worte direkt nach Spielende etwas derber klangen.
Die Veilchen blieben weiter am Drücker, konnte sich jedoch gegen gut verteidigende Paderborner auch nicht mit frischen Sturmkräften entscheidend durchsetzen. Kenny Schmidt und Markus Müller, sein Einsatz wurde minutenlang vom Auer Fanblock lautstark gefordert, kamen eher durch Gevatter Zufall zu Chancen. Und bis auf Sebastian Glasners Möglichkeit, der in der 80. Minute sieben Meter vor dem Gästetor den Ball eher unkontrolliert in die Arme von Paderborns Schlussmann spitzelte, verpufften die Angriffsbemühungen wirkungslos. Eine spannende Schlussphase blieb dann aber ebenfalls aus, weil Martin Männel in der 83. Minute den von Wemmer freigespielten Guié-Mien im Strafraum etwas ungestüm foulte und Damjanovic den fälligen Strafstoß sicher zum 0:2-Endstand verwandelte.
So steht der FC Erzgebirge Aue im eigenen Stadion weiterhin mit Null Punkten und Null Toren da. "Wir haben jetzt inklusive Pokalduell in vier Heimspielen kein Tor erzielt, da findet man als Trainer keine Worte", meinte Weber und kritisierte weiter: "Was wir heute dargeboten haben, das war nicht Drittligareif. Man hat gesehen, dass viele Spieler nervlich nicht in der Lage sind, dem Druck standzuhalten." Der Verein liegt komplett am Boden und Besserung ist sportlich sowie auch wirtschaftlich nicht in Sicht. Dass sich dies offenbar inzwischen herumgesprochen hat und offenkundig kein einigermaßen gestandener Profi mehr gewillt ist, sich hier seinen Ruf zu versauen, scheint jenen gar nicht mehr aufzufallen oder man übt sich in völliger Ignoranz in Tateinheit mit selbstgefälliger Arroganz. Allen voran Heiko Weber, dessen Dreistigkeit und Selbstherrlichkeit hier überdimensionale Kreise zieht. Die Zusammenstellung der Mannschaft ist sein Werk, die Taktik gibt er vor und bis vor paar Tagen war das Sprücheklopfen noch seine Welt. Inzwischen wurden die ersten von ihm verpflichteten Spieler wieder aussortiert bzw. ausgeliehen. Fatih Yigitusagis Abgang nach nur wenigen Wochen ist ein erstes wie ernstes Zeichen des Scheiterns des momentanen Konsolidierungskonzeptes des Vereines. Manch einer bekommt noch nicht mal die Chance, sich hier zu beweisen und inzwischen müssen ein paar davon laut Höfer hier "schnellstmöglich von der Gehaltsliste wieder verschwinden." SCP-Trainer Dotchev könne die Situation sehr gut verstehen, aber die aktuell sehr schwere sportliche Lage werde für Aue nur dann eine Wende zum Positiven nehmen, "wenn man Umfeld, Trainer und Mannschaft in Ruhe weiterarbeiten lässt." Das sieht FCE-Präsident Uwe Leonhardt ebenso und schenkt dem Teammanager weiterhin das Vertrauen: "Die Mannschaft hat Potenzial. Aber sie muss jetzt noch härter und disziplinierter arbeiten." (arn)