FC Erzgebirge Aue: Martin Männel - Pierre Le Beau, Tomasz Kos, René Klingbeil, Thomas Birk - Bashiru Gambo, Marc Hensel, Nico Klotz, Skerdilaid Curri, Jan Hochscheidt - Eric Agyemang; Trainer: Rico Schmitt
Eingewechselt: 57. Sebastian Glasner für Bashiru Gambo, 78. Alban Ramaj für Nico Klotz, 89. Marco Stark für Eric Agyemang
Kader: Stephan Flauder, Sven Schaffrath, Manuel Hiemer, Najeh Braham
Eintr. Braunschweig: Marjan Petkovic, Benjamin Fuchs, Jan Schanda, Deniz Dogan, Ken Reichel, Dennis Kruppke, Tim Danneberg, Marc Pfitzner, Mirko Boland, Marco Calamita, Dominick Kumbela; Trainer: Torsten Lieberknecht
Eingewechselt: 58. Smail Morabit für Marco Calamita, 58. Kingsley Onuegbu für Dominick Kumbela, 82. Damir Vrancic für Marc Pfitzner
Kader: Daniel Davari, Oliver Kragl, Norman Theuerkauf, Fait-Florian Banser
Tore: 1:0 Marc Hensel (Rechtsschuss, 53. / Eric Agyemang); 1:1 Mirko Boland (Linksschuss, 65. / Tim Danneberg); 2:1 Pierre Le Beau (Kopfball, 85. / Skerdilaid Curri)
Schiedsrichter: Manuel Gräfe (Berlin)
Zuschauer: 15000 (ausverkauft)
Gelbe Karte: - / Marc Pfitzner
|
Vorbericht - Hinrundenspiel - Fotos vom Spiel
Spielbericht: Lila-Weißer Aufstiegsjubel: Die Macht aus dem Schacht hat bereits einen Spieltag vor dem Saisonende den Aufstieg in die 2. Fußball-Bundesliga perfekt gemacht. Die Veilchen nutzten am Freitagabend mit dem 2:1 gegen Eintracht Braunschweig ihren zweiten Matchball und können damit im Saisonfinale in einer Woche nicht mehr von einem der beiden Aufstiegsplätze verdrängt werden. "Ein unbeschreibliches Gefühl. Ich kann einfach keine Worte finden für diesen unvergesslichen Tag", sagte mit 12 Saisontreffer Aues bester Stürmer Eric Agyemang, der zusammen mit dem eingeschworenen Team die 250.000 Euro Aufstiegsprämie mehr als nur verdient hat. "Unglaublich, was in der Rückrunde hier in Aue stattgefunden hat. Ich bin überglücklich und stolz auf die Mannschaft", war auch Abwehrspieler René Klingbeil sichtlich bewegt auf das Geleistete.

Bis aber das zweite Fußball-Wunder von Aue gefeiert werden konnte, war es ein langer Weg. Denn der FCE, der in dieser Saison erst ein Spiel vor heimischer Kulisse verloren hatte, war und ist keine Übermannschaft - gerade gegen Braunschweig wurde dies sichtbar. Aue warf zwar die altbekannten bergmännischen Tugenden wie Kampfgeist, Geschlossenheit und Leidenschaft in die Waagschale, doch war die Eintracht zunächst das bessere Team. Bereits nach zwei Minuten sorgte Schanda, der für den gelb-gesperrten Innenverteidiger Henn ins Abwehrzentrum rückte, mit einem abgefälschten Kopfball das erste Mal für Gefahr im Auer Strafraum. Und als Braunschweigs Kapitän Kruppke nur 60 Sekunden später aus 20 Metern das Leder knapp übers Gebälk zimmerte, war dem gemeinen Fan klar: Die Gäste wollten vor 15.000 Zuschauern im ausverkauften Erzgebirgsstadion ebenfalls ihre Aufstiegambitionen untermauern. Und wohl ein wenig überrascht vom forschen Auftreten der Norddeutschen hatte man zudem Glück, dass Verteidiger Thomas Birk sieben Minuten später in höchster Not vor Kumbela klären konnte.
Aber auch die Blau-Gelben hatten in dieser Phase Glück, dass die Pfeife des Bundesliga-Schiedsrichter Manuel Gräfe nach einer Viertelstunde stumm blieb: Dogan hatte zuvor Skerdilaid Curri an der Strafraumgrenze zu Fall gebracht. Doch die wütenden Proteste des Auer Publikums und von Trainer Rico Schmitt, der statt des Sturmduos Glasner/Agyemang heuer mit Bashiru Gambo die zweite Sechserposition besetzte und Nico Klotz für den rot-gesperten Sven Müller aufbot, nützten nichts. Für Aues einzige Angriffsspitze Eric Agyemang gab es dennoch die beste Chance der Partie nach 19 Minuten. Dabei versuchte es der Ghanaer nach einem schnellausgeführten Einwurf von Thomas Birk und der anschließenden Hereingabe von Jan Hochscheidt mit einem wuchtigen Kopfball aus zwölf Metern, doch Petkovic kratzte den Ball von der Linie. Bei der nächsten guten Gelegenheit von Aue wäre Eintrachts Schlussmann jedoch machtlos gewesen. Der wieselflinke Nico Klotz ließ an der Grundlinie Reichel stehen und legte den Ball in die Mitte auf den mitgelaufenen Skerdilaid Curri. Dessen Schuss von der Strafraumgrenze zischte jedoch knapp am linken Pfosten vorbei. Auf der Gegenseite versuchte es Calamita selbst, traf aber nur das Außennetz (34.). So ging es mit einem leistungsgerechten Remis in die Halbzeitpause.
Beide Mannschaften kamen zunächst in unveränderter Aufstellung aus der Kabine. Und wie schon in Durchgang eins waren es erneut die Gäste, die zum ersten Mal gefährlich wurden. Kruppke schickte Kumbela steil, der Schlussmann Martin Männel umkurvte und den Ball zur vermeintlichen Führung einschob. Schiedsrichter Manuel Gräfe aus Berlin verweigerte dem Treffer wegen einer Abseitsstellung jedoch zurecht die Anerkennung. In der 54. Minute war dann aber alles korrekt, das Tor zählte und das auf Seiten der Veilchen. Eric Agyemang nahm im Braunschweiger Strafraum einen von Marc Hensel verlängerten Kos-Freistoß mit dem Rücken zum Tor an, spitzelte ihn fast im Fallen zurück auf Marc Hensel, der das Leder aus 20 Metern per Flachschuss zur 1:0-Führung im Gehäuse von Petkovic versenkte und das Tor zur 2. Liga für Aue weit aufstieß, für die der 24-Jährige selbst noch keinen Vertrag besitzt. Die Stimmung unter den Aue-Anhängern war jetzt fast schon ekstatisch, es hielt niemand mehr auf seinem Sitz, schließlich hätten ihre Farben mit diesem Ergebnis den Aufstieg unter Dach und Fach gebracht.
Die leider passende Antwort der Eintracht, die nun mit den frischen Stürmern Onuegbu und Morabit agierten, ließ nicht lange auf sich warten. Boland, der bereits letzte Woche gegen Bayern getroffen hatte, fasste sich aus 22 Metern ein Herz und zirkelte den Ball unhaltbar für Keeper Martin Männel in den Winkel zum Ausgleich (65.). Und abgesehen vom Braunschweiger Jubel wurde es mucksmäuschenstill im Erzgebirgsstadion. Die Lieberknecht-Elf gab sich mit dem Unentschieden nicht zufrieden, spielte zum Schrecken aller weiter nach vorne und als Morabit Keeper Martin Männel umkurvte, sich aber den Ball jedoch zu weit vorlegte und nur das Außennetz traf (71.) wars vorbei mit der Herrlichkeit im Old Otto. Obendrein sorgten Onuegbus Fehlschuss aus fünf Metern vorbei am Gehäuse von Martin Männel (75.) und ein Gewaltschuss von Pfitzner (77.) für weiteres Entsetzen in den Auer Reihen.
Jedoch mittenrein in den Schockzustand schaffte Pierre Le Beau das Unfassbare. Nach einer Ecke, es war die fünfte für Aue, gewann ausgerechnet das einzige Eigengewächs im Auer Profiteam das Kopfballduell mit Boland und versetzt das gesamte Erzgebirge in einen wahren Freudentaumel. Besonders bemerkenswert war, dass es sowohl für Marc Hensel als auch für Pierre Le Beau jeweils der erste Saisontreffer war. "Ich höre Sebastian Glasner hinter mir noch rufen. Aber ich habe mir gedacht, jetzt hältst du einfach deinen Kopf ran. Und es hat geklappt. Einfach Wahnsinn. Als Spieler träumt man zwar immer davon, irgendwann so ein wichtiges Tor zu erzielen. Aber man rechnet nicht wirklich damit, dass es klappt", war der Verteidiger immer noch tief berührt, weinte nach dem Abpfiff Freudentränen und ließ sich ordentlich feiern. Denn die Eintracht kam zwar mit einem unplatzierten Schuss von Reichel (89.) und einem Freistoß von Kruppke, der weit übers Gehäuse flog (90.+1), noch zu Chancen, aber nicht zum Erfolg.
Der Schlusspfiff ging im grenzenlosen Jubel der Fans unter, die Sekunden später das Spielfeld stürmten und mit ihrer Mannschaft die Rückkehr in die 2. Bundesliga bejubelten. Dagegen kann die Eintracht aus Braunschweig, die von rund 2.000 mitgereisten Fans unterstützt wurde, den Aufstieg nur noch mit fremder Hilfe schaffen. Dementsprechend ausgeknockt schlichen die Eintracht-Profis mit hängenden Köpfen in die Kabine. Durch die erste Niederlage nach neun Partien rutschten die Löwen auf Platz vier ab, da Aufstiegskonkurrent Ingolstadt zeitgleich mit 5:1 bei Wehen Wiesbaden gewann. Die Blau-Gelben (61 Punkte) müssen am letzten Spieltag Erfurt bezwingen und zudem auf einen Ausrutscher der drittplatzierten Ingolstädter (63) hoffen, um noch den Relegationsrang zu erreichen.
Aber auch für den FC Erzgebirge "werden stürmische Tage kommen", betonte Rico Schmitt und fügt hinzu: "Es wird alles noch professioneller, es greifen andere Gesetzmäßigkeiten. Die Spieler bekommen mehr Geld, das gesamte Umfeld setzt andere Prämissen. Um zu bestehen, müssen wir im Verein als Team harmonieren." Torhüter Martin Männel versicherte jedoch: "Wir haben eine tolle Mannschaft. Egal, was auf uns zukommt, wir werden es stemmen." Dass der Spagat zwischen Wirtschaftlichkeit und sportlichem Anspruch gelingt, wurde mit dem jetzigen Aufstieg mehr als bewiesen. "Ohne Arbeit gibt es keinen Erfolg. Es war ein täglicher Kampf für alle, es hat aber auch vieles gepasst. Wichtig war in dieser Saison, dass wir uns als Trainerteam ebenso wie die Mannschaft zusammengerauft und gefunden haben", so der Coach, der nun insgeheim hofft, dass im Halbfinale des Sachsenpokal und auch im letzten Punktspiel der Saison seine Schützlinge alles geben werden: "Wir wollen das letzte Spiel in Bremen gewinnen und als Tabellenerster die Saison beenden. Ich erwarte ganz einfach, dass sich jeder Spieler weiterhin voll reinhängt. Das ist unser Beruf. Noch liegen einige Aufgaben vor uns, die abgearbeitet werden müssen. " Hierbei bedarf es vielleicht auch eines besseren Servers für den Internetauftritt des FC Erzgebirge, da die Seite noch Stunden nach dem Abpfiff nur temporär erreichbar war. Aber dies sind nun wirklich ganz andere Baustellen. (arn) |
|